Vierwaldstättersee
Der Vierwaldstättersee und sein Einzugsgebiet liegen mitten in der Zentralschweiz. Sieben Becken bzw. Arme geben ihm seine charakteristische Form: Alpnachersee, Horwer Bucht, Luzerner Becken, Küssnachtersee, Vitznauerbecken, Gersauerbecken und Urnersee. Ufer und Freiwasser bieten einer grossen Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren Lebensraum.
Als Voralpensee ist der Vierwaldstättersee von Natur aus nährstoffarm. Die meiste Zeit des Jahres ist er in Schichten aufgeteilt: Warmes, leichteres Wasser bleibt an der Oberfläche, während kälteres, schwereres Wasser in der Tiefe liegt. Im Winter, wenn die Wassertemperaturen auf etwa 4 °C sinken, wird der See durch die verstärkende Wirkung des Windes vollständig durchmischt. Dadurch gelangt Sauerstoff bis in die tiefen Wasserschichten und zum Seeboden.
Der Vierwaldstättersee in Zahlen
Merkmal | Wert |
---|---|
Fläche | 114 km2 |
Uferlänge | 150 km |
Wassererneuerungszeit | 3.4 Jahre |
Mittlere Seetiefe | 117 m |
Tiefste Stelle | 214 m (Gersauer Becken) |
Trophie | Nährstoffarm (Oligotroph) |
Einzugsgebiet
Die wichtigsten Zuflüsse des Vierwaldstättersees sind die Reuss (UR), die Muota (SZ), die Engelbergeraa (NW) und die Sarneraa (OW). Sie liefern rund 80 Prozent des Wassers. An den Stellen, wo diese Flüsse in den See münden, bilden sich besonders wertvolle naturnahe Flachwassergebiete.
Insgesamt münden mehr als hundert Bäche und Flüsse in den Vierwaldstättersee. Sie leiten das Wasser aus dem überwiegend alpinen Gebiet rund um den See ab, das rund 2140 Quadratkilometer gross ist und im Durchschnitt auf 1500 Metern Höhe liegt. Durchschnittlich fliessen täglich 106 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Vierwaldstättersee. Einziger Ausfluss ist die Reuss in der Stadt Luzern. Über ein Nadelwehr beim Ausfluss in Luzern wird der Wasserstand des Sees reguliert.
Der Vierwaldstättersee und seine Zuflüsse
Wasserkreislauf
Über das ganze Einzugsgebiet fallen im Jahr etwa 2100 mm Niederschlag. Nur ein kleiner Teil davon fliesst direkt ab, der grösste Teil wird in der Schneedecke gespeichert oder versickert im Boden und fliesst später nach und nach ab. Deshalb führen die Flüsse im Sommer während der Schneeschmelze viel Wasser und im Winter wenig. Auch das Grundwasser beeinflusst die Wassermenge in den Fliessgewässern. Grosse Grundwasservorkommen gibt es in den Talebenen der Sarneraa, Engelberger Aa, Reuss und Muota sowie im Gebiet um Horw/Luzern.
Nutzung des Einzugsgebiets Vierwaldstättersee
Besonderheit Unterwasserfälle
Durch den Föhnwind, der warme Luft in den See bringt, und den Zufluss der Reuss, die kälteres Wasser in den See führt, entsteht im Urnersee viel Bewegung und dadurch eine besondere Situation. Das Wasser in den tieferen Bereichen ist wärmer und sauerstoffreicher als im benachbarten Gersauerbecken.
Diese Temperatur- und Sauerstoffunterschiede führen zu Strömungen in den tiefen Wasserschichten: Das Wasser fliesst in der Tiefe entgegen der Richtung des Oberflächenwassers vom kälteren Gersauerbecken in den wärmeren Urnersee, was als Unterwasserfälle bezeichnet wird. Ähnliche Strömungen fliessen auch vom Alpnachersee über den Kreuztrichter und vom Vitznauerbecken ins Gersauerbecken.
Unterwasserfälle und Seetiefe
Wasserqualität
Der See ist Lebensraum, Badeort und Trinkwasserreservoir zugleich. Eine hohe Wasserqualität ist daher essenziell.
Nutzung von See und Umgebung
Der Vierwaldstättersee und seine Umgebung gelten als Landschaft von nationaler Bedeutung (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler BLN). Besonders wertvolle Gebiete sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Im Einzugsgebiet des Sees leben über 200’000 Menschen, die den See auf vielfältige Weise nutzen. Dies führt immer wieder zu Differenzen zwischen Schutzinteressen und Nutzungsansprüchen. Die Aufsichtskommission Vierwaldstättersee setzt sich dabei aktiv für ein Gleichgewicht der verschiedenen Interessen ein.
Nutzungskonflikte können zum Beispiel entstehen, wenn neue Hafenanlagen wertvolle Flachwassergebiete schädigen. Des Weiteren zerstören wachsende Siedlungen natürliche Uferzonen, Motorboote stören die Ruhe der Anwohnenden, Touristinnen und Berufsfischer. Die verschiedenen Nutzungen müssen deshalb aufeinander und auf den Schutz des Sees abgestimmt werden.
Wissenswertes zur Nutzung des Sees
- 6 Trinkwasserfassungen liefern etwa 80’000 Personen Trinkwasser.
- 42 Badeanlagen säumen seine Ufer.
- Über 8’000 private Motor- und Segelboote und 20 öffentliche Kursschiffe befahren den See.
- An sechs Stellen wird Sand und Kies gewonnen.
- Beim Reussausfluss erzeugt das Kraftwerk Mühleplatz in der Stadt Luzern Strom.
- Mehrere Berufsfischer leben direkt vom Fischbestand.
- Viele Uferabschnitte sind mit Mauern, Hafenanlagen, Wohnbauten, Gewerbeanlagen und Verkehrswegen verbaut.
Wissenswertes zur Nutzung der Zuflüsse und Folgen für den See
- Aus der Siedlungsentwässerung und der Landwirtschaft gelangen Stoffe in den See (z.B. Nährstoffe, Schadstoffe und Spurenstoffe aus Arzneien u.ä.).
- Fliessgewässer werden für den Hochwasserschutz, für Wehranlagen zur Nutzung der Wasserkraft oder um Land zu gewinnen verbaut.
- Geringe Restwassermengen und starke kurzfristige Schwankungen der Abflussmengen aufgrund der Energieproduktion beeinflussen die Reuss und weitere Gewässer unterhalb der Wasserkraftwerke negativ.
Geoportal Vierwaldstättersee
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Projekte See & Ufer
Reusswehranlage
Der Abfluss des Vierwaldstättersees wird über die Reusswehranlage in der Stadt Luzern reguliert. Zuständig für die Regulierung ist die Stadt Luzern unter Aufsicht der Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (vif) des Kantons Luzern und der Reusswehrkommission (Vertreter der Anrainerkantone).
Reguliert wird der Abfluss über das Stirnnadelwehr, Längsnadelwehr und Seitenwehr sowie die Kraftwerksanlage Mühlenplatz. Das Ziel ist, innerhalb des Toleranzbereiches zwischen 433.45 und 434.00 m.ü.M. den Abfluss sicherzustellen, der sich bei einem unregulierten Vierwaldstättersee natürlicherweise einstellen würde.
Sinkt der Seepegel unter 433.45 m ü.M., muss der Abfluss stärker gedrosselt werden, damit der Seepegel möglichst schnell wieder in den Toleranzbereich gelangt. Steigt der Seepegel hingegen über 434.00 m ü.M., ist der Abfluss entsprechend zu erhöhen. Dabei werden Aspekte berücksichtigt wie die Mindesthöhe des Seepegels für die Schifffahrt (433.25 m ü.M.), die jahreszeitlich schwankende Restwassermenge zwischen Stirnnadelwehr und Spreuerbrücke sowie die Hochwassermarken (Luzern 434.45 m ü.M., Stansstad 434.25 m ü.M.).
Regulierung Seepegel Vierwaldstättersee
Soll- und Hochwasserpegel
Seehöchststände | Datum | Meter über Meer |
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Seepegel Hochwasser | August 2005 | 435.23 |
Seepegel Hochwasser | Mai 1999 | 434.94 |
Seepegel Höchststand | 1990 | 435.25 |
Messstationen
Wasserstand in Brunnen
Wasserstand in Luzern
Ufer
Ufer sind ökologisch die wertvollsten Lebensräume. Sie beherbergen die grösste Artenvielfalt eines Sees.
Publikationen See & Ufer
Faktenblatt Strategische Revitalisierungsplanung Seeufer
2023Rund 65 Prozent der Ufer befinden sich heute in ungenügendem Zustand. Im Faktenblatt sind basierend auf einer gemeinsam durchgeführten Revitalisierungsplanung jene Abschnitte des Vierwaldstättersees definiert, die innerhalb der nächsten 20 Jahre prioritär revitalisiert werden sollen.
Richtlinie Wärme- und Kältenutzung aus dem Vierwaldstättersee
2017Die Richtlinie dient als Planungshilfe für Gemeinden, Planer und kantonale Fachstellen. Sie legt Grundsätze und Anforderungen fest, um eine umweltverträgliche Energienutzung des Seewassers für Heizen und Kühlen sicherzustellen.
Der Vierwaldstättersee, Früherkennungsprogramm
2010Das Früherkennungsprogramm für den Vierwaldstättersee dokumentiert die Wasserchemie der sieben Seebecken in den Jahren 2000, 2004 und 2010. Die Ergebnisse zeigen stabile Nährstoff-, Sauerstoff- und Nitratwerte.
Aufwertung der Seeufer am Vierwaldstättersee, Faktenblatt
2010Das Faktenblatt zeigt mögliche Aufwertungsgebiete am Vierwaldstättersee. Erfolge bei bereits aufgewerteten Uferzonen verdeutlichen das Potenzial für eine naturnahe Gestaltung und ökologische Verbesserung.
Seeuferbewertung Vierwaldstättersee 2008
2010Die Seeuferbewertung erfasst den Zustand von 96 km der insgesamt 150 km Uferstrecke. Rund die Hälfte ist stark verbaut und weist Defizite in der ökologischen Vernetzung auf. Der Bericht dient als Grundlage zur Planung von Aufwertungsmassnahmen.
Vierwaldstättersee: Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen (Buch)
2007Das Buch von Pius Stadelmann beleuchtet die Entwicklung des Vierwaldstättersees als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. Beiträge von über 20 Fachpersonen zeichnen ein vielschichtiges Bild dieser faszinierenden, teils rauen Landschaft. (Pius Stadelmann, Rex Verlag, Brunner)