Ufer als wertvoller Lebensraum
Im Uferbereich, wo Land und Wasser zusammentreffen und der somit im Übergang zwischen nass zu trocken (semiaquatisch) liegt, können Pflanzen und Tiere mit unterschiedlichsten Ansprüchen leben. Solche, die eher trockenen Gebiete bevorzugen oder solche, die eher feuchte Gebiet besiedeln. Aber auch solche, die während ihres Lebens zwischen Wasser und Land wechseln.
Zudem bietet der Übergang zwischen Wasser und Land ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Für die Biodiversität und für das Gleichgewicht im Ökosystem See sind Uferbereiche deshalb sehr wichtig. Besonders wertvoll sind in dieser Hinsicht flache Ufer. Pflanzen, Kleintiere, Fische, Amphibien und Reptilien sowie Vögel finden dort ideale Bedingungen zur Vermehrung. Im Vierwaldstättersee bestehen natürlicherweise 55 Prozent der Ufer aus Flachufer, 45 Prozent sind Steilufer.
Steil- und Flachufer
Die typischen Steilufer prägen insbesondere den fjordähnlichen Urnersee. Die steilen Felswände der umliegenden Berge setzen sich im See fort. Wo die Felswände nicht senkrecht abfallen, sind die Steilufer meistens bewaldet.
Naturnahe Flachufer mit dichtem Schilfbewuchs, dem sogenannten Schilfröhricht, sind selten geworden. Seit den 1930er-Jahren wurden viele Flachufer bei der Landgewinnung für Siedlungen und Landwirtschaft zerstört. Grössere Schilfbestände sind heute am Vierwaldstättersee nur noch in den Naturschutzgebieten zu finden. Ein Verlust, denn Schilfgürtel bieten Schutz, Nistplätze und Nahrung für viele Vogelarten, Fische, Amphibien und Insekten. Darüber hinaus verbessern sie als natürlicher Filter die Wasserqualität und schützen mit ihren Wurzelsystemen die Ufer vor Erosion.
Besonders attraktiv und ökologisch wertvoll sind intakte naturnahe Fluss- und Bachmündungen, also jene Stellen, an denen ein Fluss oder Bach in ein grösseres Gewässer fliesst.
Zustand der Ufer
Weite Teile des Seeufers befinden sich laut der letzten Seeuferbewertung in einem aus morphologischer Sicht ungenügendem Zustand. 57 Prozent der Uferlänge sind stark beeinträchtigt oder als naturfremd eingestuft, 8 Prozent sind sogar künstlich. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die Ufer durch Mauern oder Blockböschungen befestigt wurden. Insgesamt befindet sich nur noch ein Drittel der Uferlänge in einem natürlichen oder wenig beeinträchtigten Zustand.
Seeufer aufwerten
Das Potenzial für Uferaufwertungen am Vierwaldstättersee ist daher gross. Die von den Kantonen erarbeite Revitalisierungsplanung vergleicht den gegenwärtigen Zustand der Ufer mit den Kosten für eine ökologische Aufwertung. Die Ergebnisse dieser Kosten-Nutzen-Rechnung dienen als Grundlage, um festzulegen, wo eine Wiederherstellung des natürlichen Ufers am meisten Sinn macht.
Geoportal des Vierwaldstättersees
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